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Landessieg im Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten

Paula Spikermann hat einen Landessieg im diesjährigen Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten gewonnen. Im Rahmen des Wettbewerbs „Mehr als nur ein Dach über dem Kopf. Wohnen hat Geschichte“ hat sie sich befasst mit dem Oberlinhaus in Potsdam, wo Taubstummblinde seit dem 19. Jahrhundert einen Ort zum Leben und Lernen finden konnten. 
 
Paula hat in akribischer Quellenarbeit anhand dreier Schicksale dargestellt, inwieweit man hier dem gesellschaftlichen Diskurs über Behinderte stets der eigenen Zeit voraus war. Unterstützung hatte sie durch ihre Geschichtslehrerin Dr. Manuela Sissakis, die ihr als  Mentorin beim Stöbern im Archiv des Oberlinhauses zur Seite stand. Besonders überzeugen kann Paula mit ihrer These, das Oberlinhaus sei als „Schutzraum“ zu sehen in Gesellschaften, die einer Inklusion weit entfernt waren, mit dem Beispiel der jüdischen Diakonissin Beata Rosenthal. 
 
Paula hat Briefe, Personalakten und Tagebucheinträge ausgewertet und eine Geschichte rekonstruiert, die ans Herz geht: Geschützt durch das Schweigen der Oberlin-Gemeinschaft wurde Beata nicht zum Opfer des nationalsozialistischen Vernichtungswahns und konnte sogar selbst ihre „Schützlinge“, wie sie in ihren Briefen genannt werden, vor der Abholung durch die SS bewahren- sie ging im Babelsberger Park mit den „schwersten Fällen“ spazieren und verhinderte so im Stillen ihren Abtransport nach Bernburg, einem der Vernichtungszentren der berüchtigten T4-Aktion, wie der Mord an Kranken und Behinderten genannt wurde. „Sie finden nichts!“, notierte Beata in ihr Tagebuch. 
 
Der Fachbereich Gesellschaftswissenschaftliche ist stolz auf unsere Paula, die solche Geschichten schreibt und nun Landessiegerin ist und damit in Runde zwei geht. Vielleicht ist auch ein Bundessieg greifbar? Wir drücken die Daumen!